Freitag, 9. Oktober 2015

Das HUG-Bike

Was passiert eigentlich, wenn man seine Masterarbeit Design einem Transportradprojekt widmet? Matthias Gürtner aus Österreich hat's getan. Und da er im Rahmen seiner Recherchen auch mir ein paar Fragen gestellt hat, habe ich heute die Ehre, ein paar Schritte seiner Arbeit hier zu dokumentieren. Einen Prototypen gibt es noch nicht - aber Matthias ist der Branche treu und mittlerweile bei Woom Bikes beschäftigt - wo ich ab sofort regelmäßig anrufen und ein Transportrad für Kinder verlangen werden :D

Meine Söhne Julius und Milan und ich als Testimonial. © Matthias Gürtner
Aber nicht nur mich hat er gefragt, sondern natürlich noch viel umfangreicher recherchiert. Und dann angefangen, zu zeichnen.

Besonders wichtig war ihm, einen so noch nicht da gewesenen Rahmen zu schaffen, ein grundlegend neues Konzept: kürzer als vorhandene Transporträder, ausschließlich 26" Laufräder und auch in der Breite nicht zu ausufernd.

Boxdesign. © Matthias Gürtner

Besonders gefällt mir hier die Idee der mehreren Lagen: unten eine Box für Güter, darüber die Kinder. Witzigerweise hatten meine Nachbarin und ich wenige Tage, bevor ich mir Matthias Arbeit angesehen habe, über eine Reihe von Boxen nachgedacht, die unter den Sitzbänken im Nihola 4.0 und Bellabike Platz finden sollten und idealerweise jeweils von außen zu entnehmen wären...

Wie bringt man Box und Rahmen zusammen? © Matthias Gürtner
Der finale Entwurf nimmt Form an. © Matthias Gürtner

Namensgebend für das HUG-Bike: der Rahmen umarmt die Transportbox. © Matthias Gürtner
Freilich hat er nicht einfach drauflos gezeichnet, sondern sich auch Gedanken zur Geometrie des Rades gemacht. Schwerpunkt, Wendekreis, Sitzposition des Fahrers, viele Dinge wollen bedacht sein.

Details, Details. © Matthias Gürtner

Ein weiteres Detail, das man hier ganz gut erkennt, ist die sich über den Lenker hinaus erstreckende Box. So bietet sich Platz für eine Babyschale in nächster Nähe zum Elternteil - und Raumgewinn in der Box, der nicht durch einen langen Überhang vorn entstehen muss.

HUG-Bike beladen. © Matthias Gürtner

Oder mit drei Kindersitzen. © Matthias Gürtner




Die Kindersitze lassen sich in der Box in ihrer Höhe verstellen. Wenn man also Kinder und Einkäufe zu transportieren hat, rücken die Lütten einfach eine Etage nach oben. Fährt man nur mit der Nachkommenschaft, hält man den Schwerpunkt extra tief.

Darüber hinaus hat sich Matthias gegen eine Sitzbank entschieden und würde stattdessen dein Einbau eines beliebigen Fahrradsitzes über Adapter ermöglichen. Wenn man sich den richtigen Sitz (mit Liegeposition) einbaut, ist das durchaus ein Zugewinn an Komfort.

Zwischen dem finalen Entwurf und einem eventuellen Prototyp steckt noch mal eine Menge Arbeit, derzeit ist das nicht geplant - eigentlich schade. Aber wer weiß, vielleicht ist es eines Tages doch so weit. Die Wunsch nach Transporträdern in den Städten wird kontinuierlich größer, warum also nicht auch ein HUG-Bike?

Skizzen, Skizzen, Skizzen... © Matthias Gürtner

Wo Skizzen sind, dürfen auch Renderings nicht fehlen. © Matthias Gürtner
Details. © Matthias Gürtner
Wer will, findet auf Matthias' Seite auch noch ein Video zum HUG-Bike. Ich bin jedenfalls begeistert von so viel Hingabe und Facettenreichtum. Wie gerne würde ich auch mal ins Skizzenbuch des Urban Arrow oder anderer Transporträder schauen ...

Und dann ist da ja immer noch der Plan, selbst mal ein Fahrrad zu entwerfen. Das wird wohl zwangsläufig anders gehen müssen. Eher so Skizze auf Serviette, und dann ran ans Schweißgerät. Wobei ich derzeit höchstens die Skizze liefern könnte, aber das hat ja alles noch Zeit und potentielle Verbündete gibt es schon heute.