Mittwoch, 14. Mai 2014

Urban Arrow reloaded

Seit April 2012 fahren wir Urban Arrow. Das Familienlastenrad aus Amsterdam hatte mein Herz im Sturm erobert und schon bald das Gazelle Cabby aus unserem Fuhrpark verdrängt. In der Folge wurde ich eine Art Testfahrer für das Rad, gab immer wieder Feedback und bekam stets umgehend und umfassend Hilfe, wenn es Probleme gab - und davon gab es, leider, ein paar.
Vor allem der Motor aus dem Hause Daum und seine Verkabelung waren immer wieder im Fokus, wobei erwähnt werden muss, dass der deutsche Hersteller das Team von Urban Arrow hier mehr oder weniger komplett im Regen stehen ließ: so musste man unter anderem einen Regenschutz für die Controllereinheit am Lenker und eine bessere Dichtung für den Kabelanschluss am Motor selbst entwickeln, weil Daum dergleichen nicht liefern konnte oder wollte.

Die Einkäufe einfach mitten in den Flur fahren, weil es draußen regnet. Mach' das mal mit dem Auto!


Im Herbst 2013 änderte sich vieles am Urban Arrow, wenngleich man schon genau hinschauen muss, um die Details zu entdecken. Als Motor kam ab sofort die Classic Line von Bosch zum Einsatz, die Ausfallenden hinten und die Vorderradgabel erlaubten den Einsatz von Scheibenbremsen und der in kleinen Details veränderte Rahmen kam nun nicht mehr aus Tschechien, sondern aus Taiwan. Was übrigens bei Alurahmen quasi-Standard ist, wenn man es überspitzt darstellen wollte, kommen Rahmen aus Aluminium entweder aus Taiwan oder sind Einzelanfertigungen.

Da sich mein Daum Motor im darauffolgenden Winter zum zweiten Mal verabschiedete und fortan nur noch sporadisch Unterstützung leisten wollte, kam ich ins Grübeln. In der Zwischenzeit war mit dem Bakfietsblog auch mein Wissen über Lastenräder stetig gewachsen, und so zog ich sogar eine Abkehr vom Urban Arrow in Betracht, landete aber immer wieder bei der Frage: welches Lastenzweirad bietet mir einen Mittelmotor und Platz für drei Kinder? Und ja, ich stehe auf gutes Design, also schloss sich direkt an: welches Rad sieht dazu auch noch gut aus?

Farewell, Urban Arrow?


Im Winter blieb der Schnee aus, es wurde nicht einmal so kalt, als dass man oft auf Glatteis hätte Rücksicht nehmen müssen, und so stand unser Bellabike, das sich schon sehr auf seinen Einsatz unter widrigsten Umständen gefreut hatte, mehr herum als gedacht, und um so mehr fiel der Daum Motor negativ auf. Als ich am Fahrrad ein paar Verschleißteile wie Kette und Ritzel austauschen ließ, meinte unser Händler, der Motor sei ungewöhnlich schwach - wenn man keinen direkten Vergleich hat, fällt das nicht zwingend auf, man denkt eher, man sei außer Form oder der Gegenwind halt mal wieder besonders stark.

Also kam es, wie es kommen musste: das 2012er Urban Arrow, intern bisweilen "UAFDa" genannt, ging in Rente. Eventuell verbringt es sein weiteres Leben als Nonelectric, nach einer ausgiebigen Rehakur.

Manchmal darf Papa das Urban Arrow sogar mit zur Arbeit nehmen und dann aus dem Fenster bestaunen.


Seit Mai 2014 fahren wir - Urban Arrow. Das neue mit Bosch-Motor und Rollerbrakes (!) ist seit letzten Freitag schon über 75 Kilometer unterwegs gewesen und begeistert mich genau so, wie der Vorgänger es tat.

Nächtliches Urban Arrow bei uns in der Siedlung. (Auf dem Herz steht "Nicht ohne meine Hebamme".)


Trotz der Möglichkeit, Scheibenbremsen zu wählen, habe ich mich wieder für Rollerbrakes entschieden. Ich war mit denen des alten UA nie unzufrieden, das neue kommt sogar mit den noch etwas stärkeren IM81 von Shimano daher. Die Beleuchtung ist an den Akku des Motors angeschlossen, wie praktisch, dass dies in Deutschland erst kürzlich durch eine Anpassung der Straßenverkehrsordnung legal wurde, durch den fehlenden Nabendynamo vorn sitzt die Kühlscheibe der Rollerbrakes ziemlich imposant auf der kleinen Felge.

Der Rahmen wurde in Details verändert, eines davon lässt mein Designerherz höher schlagen: das im Ausfallende versteckte Firmenlogo - so viel Liebe zum Detail! Insbesondere der vordere Rahmen - durch das modulare Konzept ja wechselbar - ist verschlankt worden, die tragende Struktur hat nun ein dreieckiges statt eines rechteckigen Profils, was die Transportbox noch etwas windschnittiger erscheinen lässt.

Kenner wissen: das Urban Arrow trägt das Firmenlogo ab Werk gleich vier Mal.





Die Lenkung lässt sich nicht mehr ganz so eng einschlagen wie bisher, was zur Fahrstabilität beitragen soll, wer hier auf seine Eigenverantwortung vertraut, kann aber zwei Dämpfer austauschen und so ein paar Zentimeter Lenkweg hinzugewinnen.

Der Bosch-Motor wartet mit allerlei Spielerei auf, aber auch der rudimentäre Controller des Daum hatte sein Gutes: während er einfach die Fahrstufen 1, 2 und 3 bot, gibt es bei Bosch jetzt in den vier Programmen "Eco", "Tour", "Sport" und "Speed" jeweils drei Fahrstufen. Ein Blick in die Bedienungsanleitung verrät den Grad der Unterstützung in den jeweiligen Einstellungen, der zwischen 35% bei "Eco 1" und 250% bei "Speed 3" variiert, da jedoch zwei Einstellungen identisch sind, hätte man auch einfach "1 bis 11" anbieten können, aber nun - Geschmackssache. Der Motor erledigt seinen Job, und das sehr gut.

Zur Reichweite mit dem PowerPack 300 Akku und der Restreichweitenanzeige werde ich mich demnächst äußern, wenn die erste Langstreckentour zum Kita-Bauernhofwochenende in Everswinkel absolviert ist.

Der Lenker ist ein bisschen anders, die Bremsen haben gefälligere Griffe, sogar der Schaltgriff der NuVinci Nabe hat mehr Grip bekommen und dürfte nun auch bei Nässe besser zu drehen sein. Alles in allem ein absolut rundes Update für ein bereits gelungenes Rad.

Willkommen zurück, Urban Arrow!